Seit gut drei Monaten wohnen Philipp und ich (Yurena) bereits in meiner zweiten Heimat Teneriffa und es ist immer noch etwas Besonderes für mich, hier zu sein. In jeder Ecke der Insel habe ich Erinnerungen an meine Kindheitsurlaube und an meine bereits verstorbene Großmutter, die Kanarierin war. Jedoch gibt es ein Thema was mich auf Teneriffa schon immer beschäftigt hat, und zwar, die Situation der Straßentiere auf meiner Lieblingsinsel.
In diesem Artikel soll es darum gehen, wie ich zu meinem Straßenkater „Lance“ gekommen bin, erkläre wie Tierschutz auf Teneriffa aussieht, wie die Straßentiere von Teneriffa ein Happy-End erleben und wie man selbst mithelfen kann.
1. Eine kurze Zusammenfassung unserer Vorgeschichte
Vor gut zwei Jahren hatten wir plötzlich das Bedürfnis nach einer Auszeit, raus aus dem stressigen Alltag und rein in ein neues Abendteuer.
Frühzeitig begannen wir damit zu planen, unseren VW T3 „Reinhold“ zu renovieren und fieberten voller Vorfreude unserer Reise entgegen. Schnell war klar, dass es nach Teneriffa gehen sollte, da wir das Leben dort spüren und ich meine Wurzeln mal so richtig kennen lernen wollte.
Im September 2020 sind wir also aufgebrochen und durch Frankreich und Spanien in ca. zwei Monaten bis Teneriffa gefahren. Dort haben wir gemerkt, dass unser 37 Jahre alter T3 mit den Steigungen der Insel schwer klarkommt und haben uns entschieden eine Wohnung zu mieten.
Unsere erste Wohnung hatten wir in Icod el Alto, genauer gesagt am Mirador el Lance. Einen Monat später verschlug es uns aber in die Nähe des schönen Icod de los Vinos, wo wir seitdem wohnen.
2. Wie ich zum meinem Straßenkater „Lance“ kam
Schon ein paar Tage nach unserem Einzug in unserer Wohnung am Mirador el Lance, entdeckte ich ein Stück weiter, bei den Mülltonnen, diesen kleinen schmalen Kater mit den treuherzigen Augen, der auf mich zugelaufen kam. Gleich fiel mir die kahle Stelle im Fell und der aufgebrochene Abszess auf. Außerdem war er abgemagert, hatte Flöhe und Läuse sowie entzündete Augen und konnte kaum Fressen, da auch das Zahnfleisch entzündet war.
Als erstes begann ich damit die Wunde zu desinfizieren und stellte ihm etwas Futter hin. Es dauerte nicht lange bis er mir bis zu unserem Haus folgte, dort richtete ich ihm einen Unterschlupf im Hauseingang ein, wo er in einer „Höhle“ ein Körbchen, Futter und Wasser hatte. Leider konnte ich ihn nicht mit ins Haus nehmen, da Haustiere dort verboten waren und Philipp allergisch auf Katzen reagiert.
„Lance“ (wir benannten ihn nach dem Ort, wo wir ihn fanden), wartete rund um die Uhr vor unserem Haus oder lag in seinem Körbchen.
Er freute sich sehr, wenn ich kam, setzte sich sofort auf meinen Schoß und lies schnurrend die Behandlungen mit Medikamenten vom Tierarzt über sich ergehen. Sein Hunger nach Liebe ist und war unersättlich und so verbrachte ich Stunden auf dem Boden mit dem schnurrenden Kater auf meinem Schoß, bis meine Beine einschliefen. Und jeden Tag ging es ihm etwas besser, er wurde kräftiger und der Abszess begann sich langsam zu schließen.
Während dessen war ich bemüht ein Zuhause für ihn zu suchen, machte einen Aufruf bei Instagram und fragte bei Tierheimen nach. Schlussendlich bekam ich vom Tierarzt den rettenden Tipp und fuhr zu der Tierschutzorganisation „Animales de La Luz“, um dort nachzufragen.
So lernte ich Madlen Dakar kennen. Sie kümmert sich seit vielen Jahren größtenteils allein um die Straßentiere Teneriffas, derzeit sind es: 113 Katzen, zwei Hunde, zwei Ziegen, Hühner und Enten. Dafür hat sie eigens eine Finca eingerichtet.
Besonders die vielen Katzen werden dort medizinisch versorgt, kastriert und schlussendlich, mit ein bisschen Glück, nach Deutschland vermittelt. Madlen stimmte zu Lance aufzunehmen und ich bat ihr meine Mitarbeit in der Finca an.
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3. Lance durfte zu “Animales de La Luz” umziehen
Bald darauf durfte Lance in sein neues Zuhause umziehen. Bei der Autofahrt miaute er leise und versteckte seinen Kopf unter meinem Arm, ansonsten war er ganz ruhig.
Auf der Finca angekommen, bekam Lance eine Kabine für sich allein, denn er war noch nicht auf Leukose und Katzenaids getestet, so konnte man ihn auch besser medizinisch versorgen. Lance war sehr ängstlich als er ankam und versuchte sich erstmal zu verstecken. Er gewöhnte sich jedoch schnell an sein neues Zuhause und fraß jeden Tag drei volle Schüsseln Nassfutter auf.
Auch gesundheitlich ging es ihm schnell immer besser und er freute sich sehr über menschlichen Kontakt und kann gar nicht genug bekommen. Schnell war mir klar, dass dieser kleine Kater mein Herz erobert hatte und ich mich nicht von ihm trennen könnte.
Zum Glück hat meine Mutter schnell vorgeschlagen Lance zu adoptieren, jedoch unter der Bedingung, dass er mit ihren anderen zwei Katzen klarkommt.
4. Lance musste zum Tierarzt
Lance machte schnell Fortschritte, seine Wunde schloss sich schnell, dass Fell wuchs nach und wurde immer dichter. Außerdem nahm er schnell an Gewicht zu. Jedoch musste er noch getestet und kastriert werden, darum ging es für ihn ab zum Tierarzt. Zum Glück ist die Leukose- und Katzenaidstestung negativ ausgefallen, jedoch wurde eine Zahnfleischentzündung und Herpes im Auge diagnostiziert, welche behandelt werden musste.
5. Wie geht es Lance heute?
Lance ist jetzt in einem der vielen offenen Räumen, die immer auch mit einem Garten verbunden sind. Zu Beginn, hatte er noch Probleme mit den anderen Katzen, fühlte sich ständig angegriffen und war gestresst. Das machte mir große Sorgen und ich befürchtete, dass Lance doch nicht zu meiner Mutter und ihren Katzen ziehen könnte.
Als ich schon die Entscheidung für mich getroffen hatte, dass Lance ein Zuhause als Einzelkatze braucht, veränderte er sein Verhalten und kann jetzt harmonisch in einer großen Katzengruppe leben.
Ihm geht es jetzt gesundheitlich richtig gut und er genießt es in der Sonne zu liegen, freut sich, wenn ich komme, hört auf seinen Namen und folgt mir, wenn ich ihn rufe. Am liebsten mag er es gebürstet zu werden oder wenn man ihn krault. Da wird er verrückt vor Glück.
Lance hält es nicht länger in seiner Kabine, er will raus und in die Sonne. Mittlerweile ist er gesund und darf in einen offenen Raum, wo er sich immer frei bewegen kann.
6. Wie arbeitet die Organisation „Animales de la Luz“?
„Animales de la Luz“ ist eine gemeinnützige Organisation in La Luz bei La Orotava im Norden Teneriffas, die sich rein durch Spenden finanziert und nicht vom Staat unterstützt wird.
Die Tiere werden liebevoll und nach ihren Bedürfnissen versorgt. Viele Tiere sind krank, verletzt oder traumatisiert und benötigen viel Hingabe. „Animales de la Luz“ arbeitet eng mit einer Partnerorganisation in München zusammen. Lance ist im Moment eine von vielen Straßenkatzen auf der Finca, die auf einen Flugpaten nach München warten.
Dort werden die Katzen nochmals medizinisch untersucht und an einen passenden Menschen vermittelt. Lance hat ja schon ein Zuhause bei meiner Mutter gefunden.
6.1 Was sind meine Aufgaben als ehrenamtliche Helferin?
An zwei Tagen die Woche helfe ich bei „Animales de la Luz“.
Meine Aufgaben sind vielfältig.
- ich helfe beim Saubermachen der Räume und Kabinen
- sammle Essen ein, verteile es und wechsele das Wasser
- helfe im Garten der Finca
- begleite oder fahre selbst zum Tierarzt mit den Katzen
- helfe bei der Pflege der Tiere
- helfe beim Erstellen von Flyer und bei Social-Media
Natürlich freut sich „Animales de la Luz“ über jeden freiwilligen Helfer auf der Finca. Dies kann in Form von handwerklicher Hilfe, Hilfe bei der Arbeit auf der Finca oder auch beim Versorgen der Futterstellen sein. Besonders über längerfristige Hilfen ist Madlen sehr dankbar.
7. Wie kann man sonst helfen?
Da die Organisation im Moment restlos überfüllt ist, werden dringend Flugpaten für die Katzen nach München benötigt. Flugpate kann jeder werden, vorausgesetzt der Flug geht nicht mit Ryanair. Es entstehen keine Kosten und kaum Aufwand.
Da die Tiere nicht allein im Flugzeug reisen dürfen, benötigen sie Menschen, die lediglich durch den Einsatz ihres Namens dem Tier ein Ticket in eine glückliche Zukunft sichern.
Die Katzen werden von Madlen bis zum Check-In begleitet. Der Flugpate wird lediglich für eine kurze Assistenz beim Check-In und beim Abholen der Katzen vom Sperrgepäck benötigt. In München werden die Tiere bereits von der Partnerorganisation erwartet.
Ansonsten gilt immer: Nicht wegschauen, sondern helfen, wo immer ein Tier in Not ist.
Die Katzen finden oftmals nicht genug Futter oder sind durch Krankheiten zu schwach zum Jagen. Diese Tiere suchen oft im Müll nach Fressen.
Ein großes Problem ist es, dass die Katzen auf Teneriffa oftmals nicht kastriert sind und sich dadurch schnell vermehren und es zu sogenannten „Katzenkolonien“ kommt. Diese sollten im Rathaus (Ayuntamiento) gemeldet werden und von diesen eingefangen sowie kastriert werden.
Außerdem freut sich die Tierschutzorganisation über jede Spende, denn ohne Spenden wäre Tierschutz in dieser Form auf Teneriffa nicht möglich.
Alle Informationen findet ihr in der Homepage von „Animales de la Luz“ und die Facebook sowie Instagram Seite.
Text und Fotos: Yurena & Philipp
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Über die AutorInnen
Hi, wir sind Yurena und Philipp, Naturliebhaber, Oldtimerfans, Wasserratten und Teilzeit-Vanlifer. Derzeit wohnen wir auf Teneriffa und genießen das Inselleben. Philipp ist weiterhin abwechselnd im Van-Office oder Homeoffice berufstätig und Yurena ist im Tierschutz aktiv und führt einen Instagramblog rund um Vanlife, Teneriffa und den Tierschutz, mit dem Namen volver_a_lo_simple_.